Keine Fördermittel in Niedersachsen 

 für das Pommernschaf 

        20.11.2002 von  noglo  / aktualisiert: 02.02.2011


Geld gibt´s nicht, jedenfalls nicht für Pommernschafe in Niedersachsen oder anderen alten Bundesländern.

Natürlich wurde ein "Antrag auf Förderung entsprechend den Richtlinien über die Gewährung zur Erhaltung der genetischen Vielfalt in der Tierzucht und vom Aussterben bedrohter Rassen" gestellt, aber leider erfolglos, wie zu erwarten war.

Antrag (2003) und erfolgte Ablehnung können hier nachgelesen werden.

Absender: Züchtergemeinschaft der Pommernschafe (Rauhwolliges Pommersches Landschaf) in Niedersachsen.

Unsere Begründung: Im Verlauf der letzten sieben Jahre hat sich in Niedersachsen durch die Initiative einer stetig wachsenden Zahl engagierter Züchter eine beachtliche Zuchtpopulation des rauhwolligen Pommernschafs etabliert. Als alte norddeutsche Schafrasse, die früher die Kulrturlandschaft vor allem an der Ostseeküste prägte, ist das Rauwollige Pommersche Landschaf bestens an das Klima in der norddeutschen Tiefebene angepasst. Neben seiner ausgeprägten Wetterhärte gegenüber den hier charakteristischen hohen Niederschlagsmengen und der guten Anpassung an magere Standorte, wie sie auf den hier verbreiteten Geest- und Moorstandorten nicht selten sind, weist auch die Entstehungsgeschichte dieser Rasse eine Verbindung nach Niedersachsen auf: Sambraus (1994) nennt als Ursprungsrassen für die Entstehung des Rauwolligen Pommerschen Landschafes das Zaupelschaf und das Hannoversche Schaf.

Über zwanzig Jahren Erhaltungsbemühungen, vor allem im Ursprungzuchtgebiet Mecklenburg-Vorpommern und hier in erster Linie auf der Insel Rügen, ist es zu verdanken, dass aus einem dramatisch geschrumpften Restbestand von 7 Böcken und 45 Mutterschafen zu Beginn der achziger Jahre bis heute wieder ein stabiler Bestand aufgebaut werden konnte. Im Jahr 2001 betrug der Zuchttierbestand in Mecklenburg-Vorpommern etwa 1000 Mutterschafe und 88 Böcke (Dettmann, 2002). Dennoch gilt das Rauwollige Pommersche Landschaf immer noch als eine vom Aussterben bedrohte Rasse (Grumbach, 2002). Auch die Gesellschaft zur Erhaltung alter Haustierrassen stuft die Pommernschafe auf der Liste der bedrohten Haustierrassen als stark gefährdet ein (www.g-e-h.de)

Der Schlüssel für den Erfolg der Erhaltungsbemühungen dieser Rasse ist die Linienrotation der 7 Bocklinien in der Reproduktion. Dieses Zuchtverfahren ist beim Aufbau der Genreserve 1982 auf Rügen eingeführt worden und wird auch von den niedersächsischen Züchtern sorgfältig angewendet. So werden inzwischen Böcke aus allen sich noch in der Zucht befindlichen Linien auch in Niedsachsen gehalten und zur Zucht eingesetzt.

Die Linienrotation, der kontinuierliche Zuchttier-Austausch mit dem Ursprungszuchtgebiet, sowie die Selektion auf ursprüngliche Zuchtmerkmale (wie z. B. Mischwollcharakter, Wollertrag, Wetterhärte, Genügsamkeit) kennzeichnen die Ernsthaftigkeit der Erhaltungsbemühungen durch die niedersächsischen Herdbuchzüchter, schränken die Rentabilität der Haltung dieser Rasse unter heutigen Produktionsbedingungen jedoch gleichzeitig ein. Dieser Wettbewerbsnachteil gegenüber anderen Schafhaltern könnte durch eine Zuchterhaltungsprämie kompensiert und weitere Herdbuchzüchter für diese Rasse gewonnen werden.

Mögliche Seuchenzüge bspw. durch MKS bedrohen insbesondere Rassen, die eine regionale Verbreitung aufweisen. Vor diesem Hintergrund ist es besonders wichtig, dass Populationen, die in ihrem Bestand bedroht sind, nicht nur in einem Bundesland züchterisch betreut werden, sondern dass auch Bestände in anderen Bundesländern erhalten und gefördert werden. Der Niedersächsische Bestand an Rauwolligen Pommerschen Landschafen verdient in unseren Augen eine solche Förderung.

Literatur:

Dettmann, Siegfried (2002): Das Rauhwollige Pommersche Landschaf - die Entwicklung der Zucht, in Landesschafzuchtverband Meckelnburg-Vorpommern: Rauhwollige Pommersche Landschafe - 1982 - 2002, 20 Jahre Erhaltungszucht

Grumbach, Sven (2002): Rasse Rauhwolliges Pommersches Landschaf - Bestandsentwicklung und Leistungsstand, im Landesschafzuchtverband Meckelnburg-Vorpommern: Rauhwollige Pommersche Landschafe - 1982 - 2002, 20 Jahre Erhaltungszucht

Sambraus, Hans Hinrich (1994): Atlas der Nutztierrassen. Stuttgart

Die Antwort des Niedersächsisches Ministerium für den ländlichen Raum, Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz:

Dem Anliegen der Interessengemeinschaft kann leider aus folgenden Gründen nicht entsprochen werden:

  1. Das Rauhwollige Pommersche Landschaf ist im Anhang zur Niedersächsischen Richtlinie über die Gewährung von Zuwendungen zur Erhaltung der genetischen Vielfalt in der Tierzucht nicht enthalten. Diese Liste ist von der EU genehmigt, eine Änderung der Richtlinie einschließlich Anhang ist nicht vorgesehen, weil
  2. das derzeitige Förderprogramm bis einschließlich 2006 befristet ist. Aufgrund der fünfjährigen Verpflichtung der teilnehmenden Züchter können Neuanträge nicht mehr gestellt werden.
  3. Das Rauhwollige Pommersche Landschaf zählt nicht zu den in Niedersachsen ursprünglich beheimateten Schafrassen. Daran ändert auch nichts die Aussage von Professor Sambraus im Atlas der Nutztierrassen, wonach diese Rasse aus einer Kreuzung von Zaupelschaf mit hannoverschem Schaf hervorgegangen sein soll. Prof. Sambraus macht im Übrigen in seinem sehr viel umfangreicheren Ausführungen in seinem Buch "Gefährdete Nutztierrassen" die vorher genannte Aussage nicht (siehe Anlage). Selbst wenn die Aussage von Prof. Sambraus im Atlas der der Nutztierrassen zuträfe, kann man beim Rauhwolligen Pommerschen Landschaf, welches zumindest seit den 20er Jahren des vorigen Jahrhunderts als eigenständige Rasse geführt wird, nicht von einer Rasse sprechen, die für Niedersachsen eine Bedeutung hatte. Sie war immer auf den Ostseeraum begrenzt.

Sie sind bei:  www.rauhwoller.de     |        |    Festnetz: 04251-6418