Genotypische Besonderheiten 

 des Pommernschafs 

        20.11.2002 von  noglo  / aktualisiert: 02.02.2011


Es sei kurz erwähnt, wie der heutige (2010) Stand der Dinge ist:

Viele, wenn nicht sogar die meisten Züchter, sind in den letzten Jahren in einer Art vorauseilendem Gehorsam in Richtung G1 (ARR / ARR) gestrebt. So haben wir z.B. in NRW einen Anteil von ca. 88% an G1 bzw. G2-Böcken. In Niedersachsen sind es immerhin schon ca. 70%. Ein erstaunlicher Fortschritt, kann man den folgenden Tabellen doch entnehmen, dass das ARR-Allel, bei den Rauhwolligen Pommerschen Landschafen, ursprünglich gerade mal mit ca. 20% vertreten war. Und das alles bei einer Gesetzesgrundlage, die bislang auschließlich das VRQ-Allel zu merzen beabsichtigte. Dazu beigetragen hat sicherlich die Tatsache, dass in einigen Verbänden nur noch der Einsatz von G1/G2 Böcken vorgesehen ist. Ich hoffe, dass dieser Trend sich wieder beruhigen wird. Anzeichen dafür sind erkennbar. Hat doch die EU ihren Mitgliedsstaaten Freiwilligkeit eingeräumt. Die bisher konsequente Haltung der Verbände scheint zu bröckeln, zumindest bei den Landschafen. So erwägt der Verband NRWs die Wiederzulassung von G3-Böcken. Das hört sich doch sehr vernünftig an.

Allelfrequenzen (%) bei Landschafen, 2002

  Graue Geh. Heidschn. Weiße Geh. Heidschn. Benth. Landsch. RPL Leineschaf Cob. Fuchs. Merinolandsch.
n 239 30 99 308 56 10 6
Allel              
VRQ     13        
ARQ 79 80 54 47 37 60 42
AHQ 8 3 8 27 6   50
ARH     14 0,3 2    
ARR 13 17 11 26 55 40 8

 

Genotypfrequenzen (%) beim Rauhwolligen Pommerschen Landschaf / Pommernschaf. Stand 19.12. 2002
Zur Verfügung gestellt durch die Landesforschungsanstallt Mecklenburg-Vorpommern.


Risikogruppe
 
Genotyp Anzahl % % Risikogruppe
R1 ARR / ARR 14 4,5 4,5
R2
R2
ARR / AHQ
AHQ / AHQ
49
23
15,9
7,5
23,4
R3
R3
ARR / ARQ
AHQ / ARQ
79
73
25,6
23,7
49,4
R4
R4
ARQ / ARH
ARQ / ARQ
2
68
0,6
22,1
22,7
R5 VRQ 0 0,0 0,0
gesamt   308 100 100


Neuere Daten vom nächsten Jahr (2003) hier einschieben.

Frequenzen der PrP-Allele und Genotypklassen (in %) der RPL in Deutschland

Ergebnis der repräsentativen Untersuchungen zur Entscheidung 2003/100/EG im Rahmen der TSE-Bekämpfung gestützt auf Verordnung 999/2001/EG


n

ARR AHQ ARH ARQ VRQ G1 G2 G3 G4 G5

53

26,4 24,5 0,0 48,1 0,9 5,7 41,5 50,9 0,0 1,9

 

Landschafe: Genotypfrequenzen (%)


Genotyp
 
Graue Geh. Heidschn. Weiße Geh. Heidschn. Benth. Landsch. RPL Leinesch. Cob. Fuchs. Merino-landsch
VRQ / VRQ     1,0        
ARQ / VRQ     12,2        
ARH / VRQ     2,0        
AHQ / VRQ     4,1        
ARQ / ARQ 61,9 63,3 30,7 22,1 18,2 30  
ARQ / ARH     16,4 0,6 1,8    
AHQ / ARQ 12,1 3,4 6,1 23,7 3,6   66,7
ARH / ARH     1,0        
AHQ / ARH     2,0        
AHQ / AHQ 1,3   2,0 7,5     16,6
ARR / VRQ     5,1        
ARR / ARQ 22,2 30 12,3 25,6 32,8 60 16,7
ARR / ARH     5,1   1,8    
ARR / AHQ 1,7 3,3   15,9 9,1    
ARR / ARR 0,8     4,5 32,7 10  



Seit dem Jahr 2002, jeder sprach nur noch über Genotyp, ARR und R1 bzw. später dann G1. Auch wenn, wie in Niedersachsen, ausschließlich das VRQ-Allel nicht mehr zum Einsatz kommen durfte, wollte jeder unbedingt einen ARR/ARR- Bock erwerben. Dann erschien diese Pressemitteiliung vom 12. Mai 2003 aus dem Verbraucherministerium:

Verdacht auf Scrapie bei einem als resistent geltenden Schaf.

Bei einer Überprüfung früherer Scrapiefälle in Hinblick auf den Resistenz-Genotyp der erkrankten Tiere ist in einem Fall ein Genotyp (ARR/ARR) bestimmt worden, der sich in allen bisherigen Untersuchungen als vollständig resistent erwiesen hatte. Die Überprüfung der Resistenz-Genotypen ist EU-weit bei an Scrapie erkrankten Schafen vorgeschrieben, um eine bessere Datenbasis über die tatsächliche Empfänglichkeit für Scrapie in der EU zu erhalten.

Die Probe stammte von einem zwei Jahre alten Schaf und wurde in einer Tierkörperbeseitigungsanstalt entnommen. Sie befand sich in einem Zustand, in dem eine feingewebliche Untersuchung nicht mehr durchgeführt werden konnte. Ein Schnelltest erbrachte ein positives Ergebnis. Auch weitergehende Untersuchungen bestätigten dieses Ergebnis. Die Bundesforschungsanstalt für Viruskrankheiten der Tiere hat weitere aufwändige Untersuchungen eingeleitet. Das Bundesverbraucherministerium hat den Befund der EU-Kommission mitgeteilt und darum gebeten, den Wissenschaftlichen Lenkungsausschuss mit diesem Fall zu befassen.

Die Bewertung durch die Wissenschaftler muss abgewartet werden. Erst dann kann entschieden werden, ob die auf Gemeinschaftsrecht basierenden Scrapie-Maßnahmen einer Anpassung bedürfen.

---Ende der Pressemitteilung---

Seitdem hat sich eine Menge getan: Die meisten angebotenen Böcke haben mitlerweile das Prädikat G1, mindestens aber G2 --- G3 hingegen ist selten geworden. Heute ist das ganze Thema längst nicht mehr so heiß; die Szene hat sich etwas beruhigt. Meine persönliche Schlussfolgerung, aus all den Informationen, die mir zu Teil werden: G1 setze ich nur noch ein, wenn es nicht anders geht. G3, gerne, warum nicht. G2 ist für mich das Optimum. Damit kann ich wohl kaum etwas falsch machen.

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