5. Rauhwollertag, 2001 

 in Burgdorf, bei Fam. Zocher 

        20.11.2002 von  noglo  / aktualisiert: 02.02.2011


Die Sieger der Landesschau. Michael Ruhnau, Sylvia Alpers, Norbert Gloor, Wolfgang Zocher (v.l.n.r.)


Bericht zum 5. Rauhwollertag in Niedersachsen, Burgdorf, Hof Zocher, 2001

Kraft und Zwirn - lehrreiches zum Thema Wolle auf dem 5. Niedersächsischen Tag des Pommernschafes

Diese Wolle ist überbogig, das ist ein Wollfehler. So ein Tier können wir nicht zur Zucht zulassen." Das Urteil von Robert von Stärk ist hart, für alle Umstehenden aber eindeutig nachvollziehbar. Tatsächlich zeigt die gescheitelte Wolle des Lammes, das gerade begutachtet wird, auf der Schulter eine zu starke Kräuselung - zwirnig nennt der Fachmann das. Das nächste Tier dagegen verdient vollstes Lob: "So muss die Wolle aussehen. Lang abgewachsen, kraftvoll, ausgeglichen in Farbe und Feinheit und grob genug, dass die Tiere sich den Regen aus dem Vlies schütteln können.

Wer etwas über Wollbeurteilung oder die Bonitierung von Schafen insgesamt lernen wollte, war am 14. Juli in Burgdorf am richtigen Ort. Dort fand zum fünften Mal der "Niedersächsische Tag des Rauhwolligen Pommerschen Landschafes" statt. Matthias Brockob vom Landesschafzuchtverband Niedersachsen und Robert von Stärk, ehemaliger Zuchtleiter des Zuchtvereins für RPL auf Rügen, bildeten wieder einmal das bewährte Team bei der Herdbuchaufnahme des diesjährigen Lämmerjahrgangs und der Körung der Jährlingsböcke. Von Stärk als "Mann der ersten Stunde", was die Erhaltungsbemühungen dieser alten und beinahe ausgestorbenen Rasse anlangt, ist ein ausgewiesener Kenner der grauen Schafe von der Ostseeküste.

Inzwischen ist der Bestand der Rauhwoller erfreulich angestiegen. Kein Wunder, haben doch mittlerweile auch Züchter im Westen der Republik erkannt, dass diese Rasse einiges zu bieten hat. Das ist neben der unkomplizierten Haltung und dem attraktiven Äußeren nicht zuletzt die hervorragende Fleischqualität, die schon manchen Schaffleischskeptiker überzeugt hat. Zweifler konnten sich davon in der Pause am Bratwurststand überzeugen.

Und doch spielt bei der Beurteilung der Pommernschafe die Wolle nach wie vor eine wichtige Rolle. Das mag anachronistisch erscheinen in Zeiten, in denen Wolle eher als ein Abfallproduckt erscheint. Doch beim Erhalt einer alten Haustierrasse kommt es auch und gerade darauf an, ihre charakteristischen Merkmale zu erhalten. "Die Wolle ist ja garnicht so rauh", stellen Umstehende immer wieder fest, die diese Rasse bisher nur von Abbildungen kennen. Der Blick und Griff ins Vlies ruft vielmehr Bewunderung hervor angesichts der Farbnuancen, der Stapellänge und der Qualität der Wolle. Wer schon einmal am Spinnrad gesessen hat, erkennt sofort, dass sich diese Wolle hervorragend verarbeiten lässt.

In Niedersachsen gibt es inzwischen einen festen Kreis von Züchtern, die seit einigen Jahren regelmäßig im Juli zusammen kommen, um ihre Lämmer und Jungböcke gemeinsam kören zu lassen - eine gute Gelegenheit für alle Interessierten, die Tiere untereinander zu vergleichen und sich von der Qualität der Zucht außerhalb des Ursprungszuchtgebietes zu überzeugen.

"Die Lämmer und Jährlingsböcke, die ich dieses Jahr gesehen habe, brauchen den Vergleich mit Tieren von Rügen nicht zu scheuen. Die Qualität der Zuchttiere hat sich hier in den letzten Jahren beachtlich gesteigert", so von Stärks abschließendes Urteil. Bei der Rangierung am Ende der Veranstaltung wurden die Schönsten der Schönen bestimmt, wobei die Körkommission die Festlegung der Reihenfolge nicht leicht viel.

Bei den weiblichen Lämmern ging die Ehrenurkunde an ein wüchsiges Lamm von Michael Ruhnau aus Bülstedt mit einem bemerkenswerten Vlies von großer Länge, Kraft und Ausgeglichenheit, das die Höchstnote 9 verdient hatte. Auf Platz 2 und 3 folgten zwei Lämmer von Wolfgang u. Marion Zocher, den Gastgebern aus Burgdorf und Norbert Gloor aus Hoyerhagen. Das Bocklamm auf Platz 1 zeichnete sich durch langen Körper und kraftvolle sehr schön grobe Wolle aus; die Ehrenurkunde hierfür ging an Norbert Gloor. Das zweitbeste Bocklamm stammte von Familie Zocher, und Platz 3 belegte ein Bocklamm von Michael Ruhnau. Unter den Jährlingsschafen waren es zwei sehr rassetypische Tiere mit den typisch edlen Köpfen von Wolfgang und Marion Zocher, die die Plätze 1 u. 3 belegten. Da sich diese Tiere in voller Wolle präsentierte, konnten die Zuschauer einen Eindruck von den Vlieslängen gewinnen, welche gute Zuchttiere erreichen. Ein sehr schön ausgeglichener blaugrauer Jährling von Norbert Gloor belegte den 3. Rang.

Obgleich es für die Züchter jedesmal ein aufwendiges Unternehmen mit ungewissem Ausgang darstellt, Böcke bis zur Körung zu halten, da diese erst nach eineinhalb Jahren stattfindet, waren auch dieses Jahr wieder einige Jährlingsböcke vertreten. Die Silberplakette für den besten Jährlingsbock des Jahres 2001 ging an einen großen und langen Bock mit Tiefe, korrektem Stand und einem sehr ausgeglichenen blaugrauen Vlies von Michael Ruhnau, der auch den Reservesieger stellte. Die Gastgeber belegten mit ihrem Jährlingsbock den 3. Platz.

Für einige Züchter unter den Zuschauern, die sich das Ganze nur einmal ansehen wollten, stand am Ende fest, dass sie im nächsten Jahr auch mit Tieren dabei sein werden. Und selbst Besucher ohne eigene Zucht stellten einmütig fest, dass sie nie gedacht hätten, so viel über Wolle und Schafe zu lernen.

Michael Ruhnau


Ein farblich sehr ausgeglichener 1a-Bock von Michael Ruhnau.

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